Imperien und Zugehörigkeit
Der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der WWU befasst sich im Wintersemester mit dem Einfluss großer Kolonialreiche auf die sozialen, kulturellen und religiösen Bevölkerungsgruppen in ihren Ländern und die Folgen bis heute. „Die Gesellschaften im ‚globalen Süden‘ sind bis in die Gegenwart geprägt von ihrer imperialen Vergangenheit: In Südamerika und Afrika verstehen sich Menschen als Christen oder Muslime, leben in Nationalstaaten nach europäischem Vorbild und sprechen Französisch, Spanisch oder Englisch“, erläutern die Ethnologin Prof. Dr. Dorothea E. Schulz und der Rechtshistoriker und Sprecher Prof. Dr. Nils Jansen zum Start der Vorlesungsreihe „Imperien und Zugehörigkeiten“. „Aktuelle Debatten über Rassismus und Kolonialdenkmäler lassen sich nicht ohne Kenntnis der kolonialen Geschichte verstehen. Das gilt auch für viele weitere religiöse, politische und kulturelle Konflikte in der postkolonialen Welt, die Probleme bereiten – etwa um die Teilhabe am na-tionalen Reichtum und die Rechte von Frauen und Minderheiten“. Imperien hätten in den Kolonien Gruppen verschiedenster Sprache, Religion und kultureller und sozialer Gewohnheit in neue Gemeinschaften gedrängt und Identitäten so erst kreiert. „Das bedeutet aber gerade nicht, diese Prozesse an europäischen Mustern zu messen. Vielmehr hinterfragt die Ringvorlesung europazentrierte Weltbilder, die sich im Zeitalter der großen Kolonien herausgebildet haben und das Denken der meisten Europäer, auch der Wissenschaft, bis heute prägen“, so Jansen und Schulz.
Den Flyer mit Programm findet ihr hier.